Neuer Case Report: Profi-Volleyballerin mit akuter Achillessehnen-Tendinitis erfolgreich mit kombinierter ESWT behandelt
Für die Orthopäden Dr. med. Rudolf Lassel und Dr. med. Suchung Kim aus Berlin ist die Extrakorporale Stosswellentherapie (ESWT) fundamentaler Bestandteil ihres medizinischen Alltags – insbesondere in der sportorthopädischen Betreuung. In einem aktuellen Case Report berichten sie von einer 24-jährigen Profi-Volleyballerin, deren akut auftretende Schmerzen im Achillessehnenbereich schnell und erfolgreich mit einer kombinierten ESWT sowie ergänzender Physiotherapie behandelt werden konnten.
Hohe Schmerzintensität und starke Funktionseinschränkungen
Mitten in der Saison 2023/24 zeigten sich bei der Profi-Volleyballspielerin plötzlich eintretende Schmerzen im Achillessehnenbereich, die sich während des Trainings und des nächsten Spiels kontinuierlich verschlimmerten. Nach Vorstellung in der Praxis lautete der Befund: Fortdauernde Schmerzen mit Schwellung im Ansatzbereich der Achillessehne rechts, sowie 2 cm proximal des Achillessehnenansatzes moderate ödematöse Zone. Die Funktionseinschränkung zeigte sich auch im Alltag durch Schmerzen beim Gehen. Sprünge und Stop-and-Go-Bewegungen steigerten die Schmerzen bis zu einem VAS von 7 – 8. Der Thompson-Test zur Feststellung einer möglichen Achillessehnenruptur fiel negativ aus und sonographisch wurde kein Hinweis auf Kontinuitätsunterbrechung gefunden. Es zeigte sich auch keine Kalzifizierung, jedoch eine moderate Sehnenverdickung mit peritendinöser Flüssigkeit. Auf Basis der Untersuchungen wurde die Diagnose »Achillestendinitis rechts bei chronischer Überlastungsreaktion« gestellt.
Physiotherapie, Krankengymnastik – und kombinierte Stosswellentherapie
Die Volleyballerin wurde zunächst physiotherapeutisch behandelt und es erfolgte ein krankengymnastisches Training. Anfang Februar 2024 wurde mit einer fokussierten und radialen Stosswellentherapie begonnen (System: DUOLITH® SD1 »ultra« von STORZ MEDICAL). Das folgende Behandlungsprotokoll wurde gewählt:
Fokussierte ESWT: 2000 Pulse mit 0,03 – 0,07 mJ/mm2, gemäss den Leitlinien der DIGEST direkt am Ansatz der Achillessehne sowie im Sehnenverlauf nach proximal ohne Aufsatz bis zu einer Intensität von 0,2 mJ/mm2.
Radiale ESWT: Radiale Stosswellentherapie mit »Beam«-Applikator (Ø 15 mm, Ro40). Pro Behandlungssitzung wurden die Stosswellen mit einer Intensität zwischen 1,0 – 2,0 bareff, einer Frequenz von 12 – 15 Hz und einer Anzahl von insgesamt 6000 Pulsen appliziert, wobei auf keinen einzelnen Punkt mehr als die empfohlene Dosis von 2000 Pulsen abgegeben wurden. Die Stosswelle wurde an den Punkt der maximalen Verhärtung proximal der Insertion appliziert, während die Patientin in Bauchlage gelagert war. Pro Sitzung wurden ausserdem bis zu sechs Triggerpunkte der gesamten Wadenmuskulatur, Hamstring-Muskelgruppe und Plantarfaszie behandelt. Die geringe Dosis von 1,0 bis max. 2,0 bareff wurde gewählt, um eine schmerzarme Applikation zu gewährleisten.
Fokussierte ESWT mit dem Handstück SEPIA® / Radiale ESWT mit dem Handstück FALCON®
Insgesamt erfolgten fünf Behandlungen im Abstand von jeweils drei Tagen, die Gesamtbehandlungsdauer betrug 15 Tage. Es mussten keine Analgetika oder Anästhetika verwendet werden. Ergänzend wurde die Patientin angeleitet, spezifische Achillessehnen-Dehnungsübungen, exzentrische Übungen sowie Faszien-Therapie durchzuführen. Ihr Trainingsplan wurde adaptiert (reduzierte Sprünge und Impact-Aktivitäten), eine Spielpause musste nicht erfolgen.
Schmerzfreiheit und exzellente Funktionswerte nach fünf Behandlungen
Bereits nach der ersten Behandlung reduzierte sich die mittels VAS dokumentierte Schmerzintensität und nach 15 Tagen bzw. fünf durchgeführten Behandlungen war die Sportlerin komplett schmerzfrei. Während der Behandlungen berichtete sie von stetig zurückgehenden Schmerzen in ihren täglichen Aktivitäten (wie z. B. Treppensteigen) sowie einer Funktionsverbesserung im Training und Spiel. Beim Abschluss der Behandlung hatte die Patienten einen VAS von 0 und keinerlei Einschränkungen mehr. Auch bei den folgenden zwei Follow-Up-Terminen (drei und acht Wochen nach Behandlungsende) hatte die Patientin keine Beschwerden und exzellente Funktionswerte. Während der gesamten Zeit führte sie weiterhin präventive Übungen durch.
Einordnung des Behandlungsergebnisses: Die Kombinationstherapie aus niedrigdosierter fokussierter, radialer ESWT und Physiotherapie/Krankengymnastik führte bei der akut auftretenden chronischen Überlastungsreaktion der Achillessehne zu einem sofortigen und zu einem langfristigen Effekt. Es traten keine Nebenwirkungen nach Stosswellen-Applikation auf. Aufgrund der begleitend erfolgten physiotherapeutischen Massnahmen kann kein isolierter Therapieerfolg nachgewiesen werden. Die Ergebnisse der weiteren Follow-Up-Termine (drei und sechs Monate nach Behandlungsende) liegen noch nicht vor.
Dr. med. Rudolf Lassel (links) und Dr. med. Suchung Kim (rechts)